„Guter Journalismus ist, wenn es jemandem wehtut!“, sagte Christian Sievers beim Talk mit Antonia Wellmann unter dem Motto „Qualitätsjournalismus – im TV-Studio und im Krisengebiet“ am 11. März 2019, zu dem die Sir-Greene-Stiftung eingeladen hatte.

Das Statement passt zu Christian Sievers. Seit 22 Jahren ist der engagierte Journalist als Journalist und Auslandskorrespondent, seit 2013 als Moderator beim heute-journal tätig – und die Liebe zum Beruf spricht noch immer aus jedem seiner Sätze.

„Ich bin neugierig und reise gern, und beides kann ich im Journalismus gut ausleben“, bekannte Sievers und machte klar: „Für mich sind die Gespräche und Begegnungen mit Menschen am wichtigsten, weniger die Begegnungen mit besonderen Prominenten.“  Geschichten so zu erzählen, dass Menschen erreicht werden, und komplexe  Sachverhalte einfach zu erklären, sind für ihn deshalb wichtige Kriterien des Qualitätsjournalismus. Ebenso wichtig sei, den Alltag der Menschen vor Ort in den Berichtsgebieten zu teilen und als Moderator „jemandem wehzutun“. Beides braucht Zeit für gründliche Recherchen, und deshalb „kostet guter Journalismus Geld“.

Er sei deshalb dankbar, dass das ZDF nach wie vor eigene Auslandskorrespondenten einsetze, die vor Ort leben und recherchieren. Denn auch in den Krisen- und Kriegsregionen dieser Welt finde ein facettenreiches Alltagsleben statt. So sei der Gaza-Streifen eben auch die Region mit der höchsten Facebook-Nutzerzahl und einem Fan-Club der Deutschen Fußballmannschaft. Zuneigung zu Menschen braucht es für gute Reportagen, ist Sievers überzeugt, auch wenn er als Journalist nur Beobachter bleibt. „Wir können nicht Teil der Geschichte werden, das habe ich bei der Begleitung von Flüchtlingen auf ihrem Marsch durch Europa festgestellt.“

In seiner aktuellen Funktion als Moderator wird er bei den Vorbereitungen auf Interviews von Research-Kollegen in der Redaktion unterstützt. „Wenn ich das Material gesichtet habe, lasse ich die Fülle an Informationen erst mal sacken und überlege mir dann vier Fragen, von denen ich denke, dass auch die Zuschauer sie stellen würden.“ Das ist ihm wichtig, denn er will, dass möglichst viele Menschen seine Sendungen sehen. Deshalb gehören der tägliche Blick auf die Einschaltquoten und seine aktive Teilnahme auf Twitter zum Tagesgeschäft. Seine größte Sorge: „Wenn sich eine Gesellschaft nicht mehr darauf verständigen kann, was Fakten sind, dann wird das Zusammenleben schwerer.“

                                   

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Sievers‘ Aussagen kamen an im voll besetzten Veranstaltungsraum des Sparkassenverbands Niedersachsen, auch bei einer Gruppe von Schülerinnen, die am Geschwister-Scholl-Gymnasium Berenbostel die Schülerzeitung SchollZ herausgeben. Sie fragten nach den Arbeitsbedingungen für Frauen in Krisengebieten – und nach dem Lieblingsessen des Berliners mit hochdeutschem Dialekt. „Pasta, sehr, sehr scharfe Pasta“, sagte Sievers, und das passt!

Hartmuth Schulz und Michael Schier vom Vorstand der Sir-Greene-Stiftung nutzten die Veranstaltung, um auf die aktuelle Ausschreibung für das Internationale Medien-Stipendium und das Leibniz Stipendium 2019 hinzuweisen. Bewerbungsschluss ist der 31. März.

Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher