Arbeitet an einem audiovisuellen Promotionsprojekt über die europäischen Außengrenzen

Ausbildung zum Videojournalisten (Volontariat, Studium an der Bayerischen Akademie für Fernsehen, München). B.A. African Studies, M.A. Migrationsforschung. Nebenbei freie Mitarbeit bei verschiedenen Medien. Seit 2010 Doktorand an der Humboldt Universität zu Berlin.

Szenen aus London

Vorbereitet sein, denke ich, durchforste die Homepage. „BBC Current Affairs“ gehört zu den Aushängeschildern des Journalismus, hier befindet sich die Werkstatt der „Flagschiff-Formate“, hier entstehen Hintergrundberichte, Analysen und investigativer Journalismus für England und die Welt. Kleine Brötchen backen andere.

Wenige Wochen später, ein Gebäudekomplex aus Glas in London, fünfter Stock, Großraumbüro. Um mich herum ein Gewirr aus Stimmen und Sprachen, ich unterstütze das Team einer politischen Reisesendung, wir planen Drehs in Afrika. Während meine Tischnachbarin mit Informanten in der Westsahara telefoniert, versuche ich, Tuaregrebellen ausfindig zu machen, die uns über die Aktivität von Al-Quaida in Mali und Algerien berichten können. „Wir“, BBC Current Affairs – drei Monate zu Gast bei einem Global Player. Mit mir fängt Steve an, ein neuer Co-Produzent, wir werden zusammen eingewiesen. Er arbeite an einem größeren Dokumentarfilmprojekt, sitze um die Ecke und ja, Hilfe könne er gebrauchen. Nach drei Wochen und einigen Vorbereitungsgesprächen wechsle ich in Steves Arbeitsgruppe der „Current Affairs Specials“. Geplant ist ein Dreiteiler über staatliche Überwachung im Zeitalter des Terrorismus, Sendeplatz Sonntagabend.

Eine meiner Aufgaben ist es beispielsweise, anhand von Akten, die einem Kollegen der Nachrichten zugespielt worden waren, nachzuvollziehen, wie die Attentäter des Anschlags von London 2005 von den englischen Sicherheitskräften überwacht worden waren, an welchen Punkten sich ihre Spur verlor und was dies über die Stärken und Schwächen präventiver Überwachung aussagt. Daneben kann ich BBC-interne Seminare über Dokumentarfilmdramaturgie und investigative Recherche besuchen sowie einigen Diskussionen über die Umstrukturierungen des Newsrooms beiwohnen. Wie schnell doch drei Monate vergehen…

Die Zeit in London liegt mittlerweile einige Jahre zurück, doch vieles von dem, was ich damals gelernt habe, begleitet mich noch heute.

Ich backe also weiter, wenn auch die vergleichsweise kleinen Brötchen. Ein paar Rezeptideen stammen aber sicherlich aus der BBC-Küche.