Anette Kammerer
Internationales Medien-Stipendium 2021
Blutkohle – Russische Kohle für Deutschland
Die Journalistin Annette Kammerer hat sich 2021 mit einem sehr spannenden Thema bei der Sir Greene Stiftung beworben:
Blutkohle – Russische Kohle für Deutschland
Als sich Deutschland aus der Steinkohleförderung verabschiedete, ging fast gleichzeitig Datteln Vier ans Netz – Europas „sauberstes Steinkohlekraft“. Doch woher kommt “unsere” Kohle und wie sauber ist sie wirklich? Eine Reise in russische Kohlegruben, zu korrupten Politikern und politischen Aktivisten im deutschen Asyl.
Seit ihrem NDR-Volontariat ist Annette Kammerer Autorin bei Panorama im Ersten und als solche immer wieder bei großen Rechercheprojekten beteiligt gewesen, sei es zu Wirecard, Pornonetzwerken oder Gesundheitsämtern in der Corona-Krise. Mit der Bewerbung in 2021 wollte die Journalistin mit Hilfe der Sir-Greene-Stiftung ein eigenes Rechercheprojekt auf die Beine stellen, das Themen vereint, die im öffentlich-rechtlichen allzu oft hinten runterfallen: Klima und Russland.
Nach der Preisverleihung im November 2021 in Hannover, bei der Annette Kammerer das Internationale Medien- Stipendium mit freier Themenwahl gewonnen hat, wollte sie mit der Recherche beginnen.
Doch dann marschierte im Februar 2022 Russland in die Ukraine ein und es kam alles anders. An ein Projekt mit Akteuren in Russland, an ein Visum für ausländische Journalisten und die Möglichkeit, in Russland zu filmen, war so nicht mehr zu denken.
In dieser Zeit war die Journalistin aber an anderen Projekten in rund um den Ukrainekrieg beteiligt, z.B. für Panorama – die Reporter-Doku zur ersten Woche des Krieges: “Angriff auf Europa” und an einem langen Format, das den Arbeitstitel “Inside Russia” trug. Die großen Fragen am Anfang des Krieges: “Was passiert da eigentlich gerade in Russland? Und warum scheinen plötzlich alle für den Krieg zu sein?”
Für die Recherche war Annette Kammerer in Georgien und aus Russland lieferten Protagonisten, neben Gesprächen über ZOOM, selbst Video- Material zu.
Anette Kammerer und ihre Kollegen haben für den Film insgesamt mit einem guten Duzend Menschen aus Russland gesprochen – Menschen für und gegen das Regime, vor allem junge Menschen, die noch Aktivismus in Russland betrieben haben. Eine Künstlerin, gegen die später Anklage erhoben wurde, eine politische Aktivistin, deren Tür beschmiert wurde und solche die geflohen sind, ebenfalls eine Aktivistin, die vor der Urteilsverkündung in einer Nacht und Nebel-Aktion nach Georgien geflüchtet ist, ein Homosexueller, der es ebenfalls bis nach Georgien schaffte. Aber auch solche, die das Regime unterstützten.
Durch die aktuelle Lage hielten wir es im Vorstand und Kuratorium für angemessen, die Fördersumme für das Stipendium für das neue Video zum Thema Ukraine-Krieg zu stiften.
Das Video wurde im April 2022 veröffentlicht: “Die Staatsfeindinnen”.