Jacqueline Bohrmann

Leibniz-Stipendium 2013

Stipendiatin
Die Arbeit

"Wie wäre es denn mit Brüssel?"

Zwei Wochen Brüssel. Zwei Wochen mitten drin im Europaparlament. Und zwei Wochen Politik pur. Das war für mich das Leibniz-Stipendium.
Bei den Erfahrungsberichten, die ich vor meiner Bewerbung bei der Sir-Hugh-Greene-Stiftung gelesen hatte, fand ich es immer schade, dass so wenig über das Auswahlverfahren geschrieben wurde. Jetzt aber weiß ich, dass das erst der Anfang ist.
Logisch war ich aufgeregt, als ich vor dem Gremium Rede und Antwort stehen musste. Aber es war echt eine tolle Atmosphäre. Es ging um meinen Lebenslauf, aktuelle Geschehnisse und um meine Zukunft. Eigentlich wollte ich mit dem Stipendium ins Bundespresseamt.

Nachdem ich es erhalten hatte, gab es aber ein Gespräch, bei dem mir ganz andere Möglichkeiten offenbart wurden. Ich hatte ja gedacht, dass sich das Leibniz-Stipendium auf Deutschland beschränkt. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es hieß: „Wie wäre es denn mit Brüssel?“. Innerlich war ich schon am Hüpfen und Purzelbäume schlagen, als der Plan konkreter wurde. Und so konnte ich für zwei Wochen in das Büro von Rebecca Harms, der Vorsitzenden der Grünen im EU-Parlament. Dort habe ich vor allem ihre Pressesprecherin Ruth Reichstein begleitet und unterstützt.

Als Vorsitzende der Grünen im EU-Parlament ist Rebecca Harms eine gefragte Interviewpartnerin. An einem Tag kamen da schon mal sieben Interviews zusammen. Und es war beeindruckend zu sehen, wie schnell Rebecca von den Unruhen in der Ukraine über Fracking bis hin zu den Klimazielen der EU auf Knopfdruck spannende Antworten geben konnte. Dazwischen hat sie noch an einer Podiumsdiskussion teilgenommen und abends ist sie selbst in die Ukraine geflogen.

In Brüssel wird Politik gemacht. Nach meinem Politikstudium war es für mich ein neuer Impuls und eine neue Erfahrung, europäische Politik live zu erleben und von einer ganz anderen Seite als der wissenschaftlichen zu sehen, wie die Rädchen ineinander greifen.

Das Beste an den zwei Wochen war, dass ich überall mit hin durfte. Auch wenn die Bürotür öfter mal geschlossen wurde, durfte ich mit drin bleiben. Ich konnte an einer Abendveranstaltung der Grünen mit Journalisten teilnehmen, bei einer Fraktionssitzung zuhören und bei Dreharbeiten zu kurzen Filmen mithelfen.

Auch die Zeit, in der ich in Brüssel war, war sehr spannend. Denn die Grünen haben im Vorfeld der Europawahlen eine Vorwahl im Internet veranstaltet. Bei der sogenannten „Primary“ haben aber nur 22.000 Europäer abgestimmt. Ein Fiasko. Die Ergebnisse wurden während meiner Hospitanz vorgestellt, und Rebecca wurde leider nur Dritte. Im Anschluss konnte ich erleben, wie in der Politik eine Strategie aufgestellt wird und das komplette Büro für eine Sache kämpft. Denn Rebecca Harms musste nun gegen Ska Keller, die bei den Vorwahlen gewonnen hatte, für Listenplatz eins der deutschen Liste kandidieren. Den konnte sie am Ende auch verteidigen.

Ich möchte nach den zwei Wochen in Brüssel vielleicht keine Pressesprecherin werden, aber ich möchte weltwärts. Es war für mich beeindruckend zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit die Mitarbeiter des Parlaments von Englisch über Französisch bis hin zu Italienisch gewechselt haben. Die internationale Zusammenarbeit wird in der EU nicht nur gepredigt, in Brüssel wird sie gelebt. Ich habe gemerkt, dass ich die Arbeit der Korrespondenten in Brüssel sehr interessant finde, auch wenn ich sie nur am Rande bestaunen konnte. Die EU ist einfach eine tolle Idee, hinter der ich jetzt noch mehr denn je stehe, auch wenn es sicherlich unzählige Kritikpunkte gibt.

Ich bin für diese Erfahrung unendlich dankbar und möchte mich persönlich bei Rebecca Harms und Ruth Reichstein bedanken, dass sie mich so super aufgenommen haben und ich überall mal reinschnuppern durfte. Außerdem geht mein Dank an Herrn Schulz und Prof. Schmidt, die mich bei den Vorbereitungen tatkräftig unterstützt haben.

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