Linda Kierstan

Internationales Medien Stipendium 2013

Stipendiatin
Die Arbeit

"Einen besseren Einstieg hätte ich mir nicht wünschen können."

Otjiwarongo, Otavi und Walvis Bay – diese drei Städte liegen in Namibia. Noch vor wenigen Monaten habe ich das nicht gewusst – denn noch vor wenigen Monaten hatte ich ein anderes Ziel.

Als ich das Stipendium der Sir-Hugh-Carleton-Greene-Stiftung im Juni 2013 erhielt, hatte ich nur einen Wunsch: Ein Praktikum in den Vereinigten Staaten von Amerika. Das hätte auch geklappt, wäre da nicht ein Kollege gewesen, der mir von seiner schönen und spannenden Zeit in Namibia erzählte. Meine Augen fingen an zu leuchten, im Kopf begann ich sofort mit dem Packen. Die Entscheidung war schnell klar: Ich möchte nach Namibia. Einen Anruf in Hannover und eine Mail nach Namibia später, und die Richtung war geändert.

Schon die Landung auf dem Flughafen der Hauptstadt Windhuk sollte mir zeigen, was Namibia zu bieten hat: Unendliche Weite. Auf der Fahrt ins Zentrum von Windhuk habe ich mehr Affen als Autos gesehen. Kein Wunder: Das Land ist dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa zwei Millionen Einwohner.

Fünf Minuten nachdem ich zum ersten Mal das Studio von Hitradio Namibia betreten hatte, war ich bereits ‚ON AIR‘. Der Chef, Wilfried Hähner, der gerade die Frühsendung moderierte, wollte den Hörern gleich die „Neue“ vorstellen. Der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser – einen besseren Einstieg hätte ich mir nicht wünschen können.

Der Sender richtet sich nicht nur an die deutschsprachige Gemeinschaft in Namibia, sondern kann via Livestream weltweit gehört werden. Offenbar wird er das auch – Fans aus verschiedenen Ländern bekennen sich dazu bei Facebook. Das Rahmenprogramm ist ein bunter Musikmix. Klassiker aus den 80ern und 90ern werden ebenso häufig gespielt wie aktuelle Songs. Immer zur vollen Stunde gibt es Nachrichten. Da ich seit 4 Jahren in der ‚heute‘-Redaktion beim ZDF arbeite, war ich darauf besonders gespannt.

Natürlich beginnen die Nachrichten mit Themen aus Namibia. Und das ist auch schon die erste Herausforderung, denn ein Agentur-System, wie ich es gewohnt bin, gibt es dort nicht. Während in unserer Redaktion aktuelle Meldungen im Sekunden-Takt einlaufen, muss in Namibia zunächst sichergestellt werden, ob die spärlichen ‚News‘ überhaupt neu sind. Tatsächlich kann es vorkommen, dass Meldungen schon älter sind. Die Redakteure müssen also gut vernetzt sein. Kontakte machen hier den Nachrichten-Meister.

Der Chef des Senders hatte bereits eine Idee für mich: Ich sollte als Moderatorin für die Mittags- und Nachmittagssendung arbeiten. Was für ein aufregendes Angebot. Der Job entpuppte sich als meine neue Leidenschaft.

Als Moderatorin war ich für die gesamte Gestaltung der Sendungen verantwortlich. Dazu gehören das Schreiben von Meldungen, das Finden von Geschichten, das Führen von Interviews, das Wetter, der Verkehr, aktuelle Sport-Nachrichten und die Börse: Alles, was Namibia und die Welt interessieren könnte.

Meinen persönlich schönsten Bericht konnte ich über das Bernard Nordkamp Centre machen. Die Organisation kümmert sich am Nachmittag um Kinder, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen. Beim BNC bekommen sie Essen, Schulmaterial, Nachhilfe und nicht zuletzt die nötige Aufmerksamkeit. Nicht nur die Arbeit der vielen Freiwilligen hat mich beeindruckt, sondern auch die scheinbar unerschütterliche Fröhlichkeit der Kinder, die nichts und manchmal auch niemanden haben. Das sehen und erleben zu dürfen, waren Eindrücke, die für immer in meinem Kopf bleiben werden.

Dank Hartmuth Schulz, dem Team der Stiftung und all den lieb gewonnenen Mitarbeitern bei Hitradio Namibia, durfte ich nicht nur dieses schöne Land und seine Menschen kennenlernen, ich habe auch Einblicke in einen Kontinent bekommen, die mir ein Stück weit die Augen geöffnet haben. Außerdem weiß ich jetzt nicht nur, wo Otjiwarongo, Otavi und Walvis Bay liegen – ich beherrsche sogar die Aussprache dieser Städte.

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