Gemeinsam mit ihrem Kollegen Tobias Zuttmann hat sich die Journalistin Astrid Benölken mit dem Artikel „Die Leiche meines Vaters“ auf das Internationale Medien-Stipendium der Stiftung beworben.
Der Beitrag ist in der Schweizer Zeitschrift „Das Magazin“ erschienen und das Ergebnis einer mehrmonatigen Recherche in Albanien.

„Als junge Journalisten mit einem großen Interesse an Auslandsberichterstattung ist es uns ein besonderes Anliegen, über Regionen zu berichten, die in westlichen Medien kaum vorkommen. Albanien ist ein solches Land. Vor 30 Jahren herrschte in dem Balkanstaat noch eine Diktatur. Diese Vergangenheit überschattet einige Bereiche der jungen Demokratie bis heute. Und deshalb geht es in unserem Artikel um die lebenslange Suche eines Sohns nach seinem Vater, die Verstrickung der heutigen albanischen demokratischen Regierung mit der früheren sozialistischen Diktatur und um einen Staat, der wegschaut.
Tausende Albaner gelten noch heute, 30 Jahre nach Ende der Hoxha Diktatur, als vermisst. So wie Koço Plaku, Ingenieur und Vater von Jovan Plaku. Als sein Vater verhaftet wurde, war Jovan Plaku gerade einmal neun Monate alt. Wer sein Vater war und was mit ihm passiert sein könnte, all das versucht er seit dem Ende der Diktatur herauszufinden – und ist dabei auf sich gestellt. Denn Angehörige wie Jovan Plaku können von offizieller Seite kaum auf Unterstützung hoffen, ihre Geschichten und Perspektiven werden ignoriert oder sogar bewusst verschwiegen – an einer echten Aufarbeitung der grausamen Diktatur gibt es in der Politik kein Interesse. Was wenig überrascht, denn viele Politiker von heute sind noch eng mit dem System von damals verknüpft – so unterschrieb der Vater des heutigen Ministerpräsidenten Edi Rama während der Diktatur Todesurteile.
Mit dem Artikel wollten wir Aufmerksamkeit schaffen für das vielen völlig unbekannte Unrecht, das Menschen wie Jovan Plaku widerfahren ist und bis heute widerfährt. Und das, bevor es zu spät ist – denn mit jedem Tag, der ohne Aufarbeitung vergeht,

verschwinden mehr Spuren aus der Vergangenheit und damit auch die Chancen, dass Jovan Plaku jemals Gewissheit bekommt, was mit seinem Vater passiert ist.
Anhand der Geschichte von Jovan Plaku und seiner Suche versuchen wir, von einem Land zu berichten, das mit sich und seiner schwierigen Vergangenheit ringt, von Politikern, die stur nach vorne schauen wollen, von Recht, Gerechtigkeit und Macht. Demokratie funktioniert nur da, wo Menschen auch Verantwortung übernehmen – aber der entzieht sich die albanische Regierung bis heute.

Die Sir Greene Stiftung hat Astrid Benölken und Tobias Zuttmann im Jubiläumsjahr 2022 das Internationale Medien –Stipendium im Wert von 5000 Euro verliehen, mit das Journalistenpaar eine Recherche in Südamerika finanzieren möchte.