In dem Portrait- und Geschichtsprojekt über die erste Generation jüdischer Kinder, die im ehemaligen displaced persons camp Bergen-Belsen zur Welt gekommen sind, erzähle ich 26 persönliche Geschichten von dort Geborenen aus der Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit und kombiniere diese mit Fotografien und historischen Bildern.

Entstanden ist eine Sammlung kostbarer Zeitzeugenberichte von Kindern der Überlebenden des Holocaust – der ersten Generation, die nach dem Krieg in Deutschland geboren wurde. Über vier Jahre hinweg (2015-2018) war ich dafür auf drei Kontinenten unterwegs, um Protagonisten zu finden und ihre Geschichten aufzunehmen. Es existieren auch Videos der Interviews, die ich online verfügbar machen möchte.

In den Interviews wird von der Vorkriegszeit und dem Leben in Ost- und Mitteleuropa, der Kriegszeit und Vertreibung, der Zeit im KZ, Nachkriegszeit, Migration, dem Aufwachsen als Einwanderer und anderen Themen gesprochen, die universell und auch heute noch aktuell sind.
Die Themen haben so also auch jenseits der jüdischen Community Geltung und das Potential, Empathie für Kriegs-und Fluchterfahrungen, Trauma, Exil und die Herausforderung von Neuanfängen zu erwecken.
Das Projekt vereint Kunst und Fotografie (auf drei Ebenen: Portraits, großformatige analoge Aufnahmen des Geburtsortes in Bergen-Belsen, historische Fotografien) mit Zeitzeugeninterviews auf spannende Weise und leistet einen wichtigen Beitrag zu einem bisher wenig bekannten Teil deutscher Nachkriegsgeschichte – den displaced persons camps.
Durch den weltweiten Ansatz mit Vertretern aus den USA, Kanada, Deutschland und Israel trägt es außerdem auch zum globalen Diskurs der Erinnerungskultur über den Holocaust bei.

Ende Januar 2020 wurden anlässlich des Holocaust Remembrance Day im Hannoveraner Kuppelsaal und daran anschließend in der Gedenkstätte Ahlem erste Ausschnitte der Portraits und Zeitzeugenberichte ausgestellt.